Holzhaus Linse
Seit September 2022 ist das «Holzhaus Linse» in Berlin mit 18 Wohneinheiten fertiggestellt. Mit dem knapp 22 m breiten und rund 14,50 m tiefen Neubau schuf die Bauherrschaft, eine Baugruppe, Wohnraum zur Eigennutzung. Das KfW 40+ Gebäude ist je nach Geschoss als Zwei- oder Dreispänner organisiert. Mit 24 m Höhe gehört der Siebengeschosser, dessen Dachgeschoss als Staffelgeschoss ausgeführt wurde, zur Gebäudeklasse 5. Brandschutzbedingt sind daher das Keller- und Erdgeschoss in Stahlbeton ausgeführt, ebenso die Gebäudetrennwände zu den Nachbarhäusern und der Treppenhausturm. Allerdings hat man den Aufzugsschacht aus Brettsperrholz gefertigt und in den Treppenhausturm eingestellt.
Mehrfamilienhaus in Holzbauweise
Auf den mineralischen Unterbau folgt der Holzbau, dessen Tragwerk eine Mischung aus Holzskelett- und Holzmassivbau ist. So bestehen die Außenwände der straßen- und hofzugewandten Seiten ab dem ersten Obergeschoss aus 24 cm dicken Brettsperrholz-Elementen. Die beiden Fassadenachsen sowie parallel dazu zwei weitere Längsachsen dazwischen bilden das Haupttragraster des Gebäudes. Auf den beiden innenliegenden Achsen dienen Stahlträger als deckengleiche Unterzüge und bilden die Auflager für die Decken-Elemente. Lediglich eine Brettschichtholz-Stütze unterfängt jeden Träger. Diese weitgehende Stützenfreiheit ermöglichte eine flexible Grundrissgestaltung.
Geschützter Raum
Als Decken kamen Flächenelemente (LFE) von Lignatur zum Einsatz. Mit einer Standardelement-Höhe von 24 cm (LFE 240 mit Feuerwiderstandsklasse REI90) überspannen sie bis zu 5,70 m. Sie wurden vollflächig mit Splitt (50 kg/m2) verfüllt sowie an definierten Stellen mit Tilger-Steinen silence12 (25 kg/m2) belegt. Die schallschutztechnisch wirksamen Schwingungstilger dämpfen Körperschallschwingungen im Tieftonbereich und minimieren so die Übertragung von Gehgeräuschen ohne zusätzliche Unterdecke. So erreichen die Decken Schalldämmwerte, die den von Stahlbetondecken gleicher Dicke im sensiblen Tieftonbereich – Stichwort „Fersenlaufen“ – sogar überlegen sind.
Maximal Holzbau
Die 32 cm hohen Elemente für die Staffelgeschossdecke mit Terrassenbereichen und die 28 cm hohen Elemente für das Dach erhielten eine Splittfüllung. Dies ergab sich zum einen aus den Anforderungen an den Trittschallschutz im Terrassenbereich, zum anderen aus den erhöhten Anforderungen an den Luftschallschutz (Immissionsschutz), da das Gebäude an einem Verkehrsknotenpunkt steht (Berlin-Südkreuz).
Scharabi Architekten nutzten die in Sichtqualität gefertigten Holzdecken- und Dach-Elemente von Lignatur in Teilflächen zudem für eine optimale Raumakustik durch Perforierung der Elementunterseiten mit dem Akustik Typ 6.1 dynamisches Design.
Meilenstein im Holzbau
Dieses beeindruckende 7-geschossige Mehrfamilienhaus markiert einen bedeutenden Meilenstein im modernen Holzbau, insbesondere in Sachen Brandschutz.
Ein besonderer Dank geht an Scharabi Architekten für ihr visionäres Design, die Liebe zum Holz und ihre sorgfältige Planung, an Max Holzbau für die präzise Handwerkskunst und das Engagement bei der Umsetzung des Projekts sowie an ifb frohloff staffa kühl ecker für ihre Expertise und Unterstützung, die maßgeblich zum Erfolg dieses Projekts beigetragen haben.
Ein herausragendes Beispiel für nachhaltiges und sicheres Bauen.
Scharabi Architekten, Berlin / DE
ifb frohloff staffa kühl ecker, Berlin / DE
brandschutz plus, Berlin / DE
MAX-Haus, Marienwerder / DE
Fotos: Andreas Meichsner, Jan Bitter
Text: Susanne Jacob-Freitag
Kommentare
Keine Kommentare